Der zeitlich begrenzte Verzicht auf Nahrung, auch Fasten genannt, wird seit Jahrtausenden in fast allen Religionen und Kulturen praktiziert. Es wird als Mittel zur Reinigung von Körper und Psyche angesehen und soll heilsame Prozesse anstoßen. Die Indikationen für eine Fastentherapie sind vielfältig, jedoch ist die Wirksamkeit nicht in allen Bereichen wissenschaftlich belegt.
Fasten als therapeutische Methode
Therapeutisches Fasten, auch Heilfasten genannt, umfasst den freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für eine begrenzte Zeit, kombiniert mit reichlicher Flüssigkeitszufuhr, regelmäßiger Darmentleerung, Bewegung sowie Ruhe und Entspannung. Richtig durchgeführt bleibt man während einer Fastenkur leistungsfähig und verspürt wenig bis kein Hungergefühl. Heilfasten ist ein ganzheitliches Verfahren und unterscheidet sich von einer reinen Kalorienrestriktion, bei der die tägliche Kalorienzufuhr um 20-40 % reduziert wird.
Der Stoffwechsel beim Fasten
Beim Fasten stellt sich der Stoffwechsel schrittweise und hormonell gesteuert um. Am ersten Fastentag wird Energie aus Glykogen gewonnen, das nach etwa 24 Stunden aufgebraucht ist. Ab dem zweiten Fastentag stammt etwa 75 % der Energie aus Fettreserven und 25 % aus dem Abbau von körpereigenem Eiweiß. Nach 2-3 Wochen beträgt der Eiweißanteil nur noch 5-10 %, während der Anteil der Fettverbrennung auf bis zu 95 % steigt.
Positive Effekte des Fastens
Richtig angewandtes Heilfasten kann zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit haben:
- Die Energiegewinnung wird von Kohlenhydrat- auf Eiweiß- und Fettstoffwechsel umgestellt.
- Cholesterin- und Blutzuckerspiegel sinken.
- Die Harnausscheidung wird erhöht.
- Oxidativer Stress und Entzündungsprozesse werden reduziert.
Indikationen für Heilfasten
Laut der aktuellen Leitlinie der Ärztegesellschaft für Heilfasten zeigt eine Fastentherapie Wirkung bei folgenden Diagnosen:
- Chronisch-entzündliche Erkrankungen
- Metabolische Erkrankungen
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
- Chronische Schmerzsyndrome
- Atopische Erkrankungen
- Psychosomatische Störungen
Am besten belegt ist die therapeutische Wirkung für rheumatische Erkrankungen und Typ-2-Diabetes.
Kontraindikationen und Risiken
Fasten kann auch Risiken bergen und sollte in bestimmten Situationen vermieden werden:
- Fehlende Gewichtsreserven oder starke Abmagerung (z.B. durch Tumorerkrankungen)
- Fortgeschrittene Leber- oder Niereninsuffizienz
- Schwangerschaft und Stillzeit
Besondere Vorsicht ist bei Personen mit erhöhten Harnsäurewerten geboten.
Kritische Medikation beim Fasten
Durch das Fasten kann die Wirkung bestimmter Arzneistoffe beeinflusst werden, wodurch eine Anpassung der Dosis notwendig sein kann:
- Blutverdünner: Wirkintensität kann sich durch verringerte Nahrungsaufnahme erhöhen.
- Entwässernde und blutdrucksenkende Arzneimittel: Dosis sollte möglicherweise reduziert werden.
- Harnsäuresenkende Medikation: Möglicherweise höher dosieren.
Es ist wichtig, vor Beginn einer Fastenkur mit einem Arzt zu sprechen, um mögliche Risiken und notwendige Anpassungen der Medikation zu besprechen.