erschöpfung im dauerzustand

Fatigue: Wenn Erschöpfung zum Dauerzustand wird

Höchst – 5. Mai 2025

Was ist chronische Erschöpfung?

Fast jeder kennt das Gefühl, müde und ausgelaugt zu sein. Normalerweise erholt sich der Körper durch Ruhe und Schlaf. Doch was passiert, wenn die Müdigkeit einfach nicht verschwindet? In solchen Fällen könnte ein Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) vorliegen – eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Nervensystem und das Immunsystem betrifft.

ME/CFS – mehr als nur Müdigkeit

Das Myalgische Enzephalomyelitis/Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS) ist eine multisystemische Erkrankung, die zu einer extremen körperlichen und geistigen Erschöpfung führt. Anders als normale Müdigkeit hält dieser Zustand mindestens sechs Monate an und bessert sich nicht durch Ruhe. Schwer betroffene Menschen sind oft auf Pflege angewiesen, da sie alltägliche Aktivitäten kaum mehr bewältigen können.

Die genaue Ursache von ME/CFS ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird ein Zusammenspiel genetischer, umweltbedingter und immunologischer Faktoren vermutet. Viele Betroffene berichten von einem Krankheitsbeginn nach Infektionen, Operationen oder hormonellen Veränderungen.

Long-COVID und ME/CFS

In den letzten Jahren ist das Thema Long-COVID in den Fokus gerückt. Studien zeigen, dass bis zu 10 % der Long-COVID-Patient:innen Symptome entwickeln, die mit ME/CFS vergleichbar sind. Die Ähnlichkeit zwischen beiden Erkrankungen erschwert die Diagnose und Therapie.

Typische Symptome von ME/CFS

Post-Exertional Malaise (PEM) – der „Crash“

Ein besonders belastendes Symptom ist die Verschlechterung nach Anstrengung (PEM). Schon geringe körperliche oder geistige Aktivitäten können eine tagelange oder sogar wochenlange Erschöpfung auslösen. Jeder „Crash“ birgt das Risiko, den Gesamtzustand dauerhaft zu verschlechtern.

Weitere häufige Beschwerden:

  • Konzentrationsstörungen („Brain Fog“)
  • Schlafstörungen trotz extremer Müdigkeit
  • Instabiler Kreislauf, Schwindel oder Ohnmacht
  • Wiederkehrende Infekte und erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Magen-Darm-Probleme ähnlich dem Reizdarm-Syndrom

Wie sieht die Behandlung aus?

Bisher gibt es keine ursächliche Therapie, daher konzentriert sich die Behandlung auf eine Linderung der Symptome.

Pacing – die wichtigste Strategie

Anstatt sich durch Aktivitätssteigerung zu überlasten, lernen Betroffene mit Pacing, ihre Energie gezielt einzusetzen. Dabei geht es darum, die individuellen Belastungsgrenzen zu erkennen und Überanstrengung zu vermeiden.

Medikamentöse Ansätze

Da es derzeit keine zugelassene Therapie für ME/CFS gibt, erfolgt die Behandlung häufig mit off-label Medikamenten, die einzelne Symptome lindern. Schmerzmittel, Antidepressiva oder Mittel zur Kreislaufstabilisierung können helfen, wobei nicht alle Patient:innen auf diese Behandlungen ansprechen.

Forschung & Zukunft

An der Medizinischen Universität Wien wird derzeit intensiv an ME/CFS geforscht. Ein Forschungsprojekt untersucht Zusammenhänge zwischen Lebensstil, Symptomen und möglichen Therapieansätzen, um Betroffenen schneller zur richtigen Behandlung zu verhelfen.

Fazit

ME/CFS ist eine schwerwiegende Erkrankung, die weit über normale Müdigkeit hinausgeht. Da es noch keine gezielte Therapie gibt, sind frühe Diagnosen und individuell angepasste Behandlungen entscheidend. Wer unter anhaltender Erschöpfung leidet, sollte sich ärztlich beraten lassen – denn nur durch gezielte Maßnahmen kann eine langfristige Verschlechterung verhindert werden.

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