Etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter ist von Endometriose betroffen. Der Weg zur Diagnose gestaltet sich oft langwierig, denn die Entwicklung der Endometriose ist ein schleichender Prozess, der oft mit starken Schmerzen verbunden ist. Die zyklisch wiederkehrenden Schmerzen werden jedoch von der Gesellschaft und dem eigenen Umfeld oft noch als “normal” angesehen und daher leider nicht ernst genommen.
Eine kürzlich in Australien durchgeführte Umfrage zum Thema Menstruationsschmerzen ergab, dass etwa 80% der Frauen an Endometriose leiden. Dennoch werden Menstruationsschmerzen oft als Teil des Frauseins akzeptiert und ignoriert. Dies führt dazu, dass Betroffene jahrelang mit ihren Beschwerden allein gelassen werden und verzweifeln.
Endometriose ist jedoch weit mehr als “normale” Regelschmerzen. Bei dieser Erkrankung wächst Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Am häufigsten betroffen sind Organe im Bauchraum, wie Darm, Zwerchfell, Gebärmutterhals, Eileiter, Harnleiter, aber auch Nieren, Harnblase und sogar die Lunge. Je nach Ort und Art des Auftretens unterscheidet man verschiedene Formen der Endometriose. Da das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, unterliegt es den gleichen hormonellen Einflüssen und blutet während der Menstruation, was zu chronischen Entzündungsreaktionen führt.
Je länger die Erkrankung unentdeckt bleibt, desto größer sind die angerichteten Schäden. Die Verwachsungen können die Funktion der betroffenen Organe beeinträchtigen. Zudem zweifeln viele Frauen an sich selbst, wenn sie keine Ursache für ihre Beschwerden finden, und ihre Lebensqualität ist eingeschränkt.
Multimodale Therapie: Ein ganzheitlicher Ansatz
Die Endometriose kann bei jeder Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sein und die Beschwerden können sich im Laufe der Zeit verändern. Wenn Sie unter starken Unterleibsschmerzen leiden, sollten Sie zunächst einen Gynäkologen aufsuchen. Bei Verdacht auf Endometriose kann auch der Hausarzt eine Überweisung an ein spezialisiertes Endometriosezentrum ausstellen. Dort stehen den Patientinnen multimodale Therapien zur Verfügung, darunter die konventionelle Schmerztherapie, Hormonbehandlungen u.a. mit der Antibabypille oder der Hormonspirale. Auch diätetische und physiotherapeutische Maßnahmen können zur Linderung der Beschwerden beitragen. In manchen Fällen kann auch eine operative Entfernung der Endometrioseherde notwendig sein.
Bewegung, Entspannung und Ernährung
Körperliche Aktivität spielt bei der Behandlung der Endometriose eine wichtige Rolle. Häufig wird eine Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining sowie Dehnübungen empfohlen. Wichtig ist auch, Verspannungen entgegenzuwirken, die durch entzündliche Prozesse und Verwachsungen entstehen. Progressive Muskelentspannung und Atemmeditation können hier hilfreich sein. Darüber hinaus sollte bei der Ernährung auf übermäßigen Konsum von Zucker, Weizenmehl und Alkohol verzichtet werden, da diese als Trigger für die Entzündungsprozesse bei Endometriose wirken können.
Jede Frau ist einzigartig, daher ist es wichtig, eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Symptome abgestimmt ist. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Therapeutinnen und Therapeuten kann helfen, die bestmögliche Betreuung und Unterstützung zu erhalten. Denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind und dass es viele Behandlungsmöglichkeiten gibt, um die Auswirkungen der Endometriose zu minimieren und Ihre Lebensqualität zu verbessern.