Egal ob Sie einen aktiven Urlaub in den Bergen planen oder sich am Strand entspannen möchten, eine gut ausgestattete Reiseapotheke sollte immer ein fester Bestandteil Ihres Gepäcks sein. Selbst bei Reisen im Inland ist es enorm wichtig, eine gewisse Basisausstattung dabei zu haben. Die konkrete Zusammenstellung Ihrer Reiseapotheke hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Ihrem Reiseziel, den geplanten Aktivitäten und dem Gesundheitszustand der Reisenden. Gibt es Grunderkrankungen oder bekannte Anfälligkeiten? Sind Schwangere oder Kinder mit dabei? Erfahren Sie im Folgenden, welche wichtigen Artikel in keiner Reiseapotheke fehlen dürfen.
Erste-Hilfe-Set für kleine Verletzungen
Eine Basisausstattung zur Wundversorgung ist in jeder Reiseapotheke unverzichtbar. Schürf- oder Schnittwunden sollten immer gründlich gereinigt, geschützt und bei der Wundheilung unterstützt werden. Hier ist eine Liste der wichtigsten Artikel, die Sie auf Reisen immer dabei haben sollten:
- Wunddesinfektionsmittel: Es ist wichtig, die Wunde immer gründlich zu desinfizieren, um Infektionen vorzubeugen.
- Verbandsmaterial: Dazu gehören Wundpflaster, sterile Kompressen, Mullbinden und eine Schere.
- Regenerierende Wund- und Heilsalbe: Diese unterstützt den Heilungsprozess der Wunde.
- Pinzette: Sie kann nützlich sein, um Splitter oder kleine Fremdkörper zu entfernen.
- Händedesinfektionsmittel: Darf nicht zur Desinfektion von Wunden verwendet werden!
Für längere Wandertouren empfiehlt es sich, zusätzlich Blasenpflaster einzupacken. Sie können auch bei kleinen Brandverletzungen verwendet werden. Aktivurlauber sollten ihre Grundausstattung außerdem um Kühlkompressen, Kühlspray, Schmerzgel und ein mittelgroßes, nicht haftendes Verbandspäckchen mit Kompresse erweitern.
Achtung, Zecken!
In Österreich ist die Gefahr von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) im Sommer ganz besonders hoch. Dies sollte bei Wanderungen, Aufenthalten an Badeseen, Camping oder anderen Aktivitäten in der freien Natur berücksichtigt werden. Falls erforderlich, kann ein vollständiger Impfschutz durch ein Schnellimmunisierungsschema innerhalb von 21 Tagen aufgebaut werden. Zur Entfernung von Zecken sollten Sie immer ein Wunddesinfektionsmittel und eine Zeckenzange dabei haben. Zusätzlich können Sie sich mit Repellents vor Zeckenstichen schützen.
Schutz vor Mücken- und Zeckenstichen
Repellents wirken gegen verschiedene Mücken- und Zeckenarten. Sie verdunsten auf der Haut und bilden eine Art “Duftmantel”, der Insekten Körpergerüche und Temperaturunterschiede kurzzeitig nicht wahrnehmen lässt. Richtig angewendet senken Repellents das Stichrisiko um mehr als 75%. Hier einige Tipps zur optimalen Anwendung:
- Tragen Sie das Repellent lückenlos in ausreichender Menge auf unbedeckte Hautstellen auf.
- Erneuern Sie die Anwendung regelmäßig alle 4-8 Stunden, abhängig vom Produkt.
- Tragen Sie das Repellent etwa 30 Minuten nach dem Sonnenschutz auf.
- Beachten Sie, dass Insektenschutzmittel unter der Kleidung wirkungslos sind.
Es gibt verschiedene Repellents auf dem Markt. DEET gilt grundsätzlich als Goldstandard mit jahrzehntelanger Erfahrung, es führt jedoch auch teilweise zu Hautirritationen und greift Kunststoffe an. Je nach Konzentration kann es ab zwei bzw. drei Jahren bei Kindern angewendet werden. Der Wirkstoff Icaridin ist ebenfalls ab zwei Jahren geeignet. Citridiol ist ein pflanzenbasierter Wirkstoff, der bereits ab dem ersten Lebensjahr angewendet werden kann. In Schwangerschaft und Stillzeit können grundsätzlich alle Präparate verwendet werden, aber im Zweifelsfall ist das besser verträgliche Icaridin vorzuziehen.
Apotheker-Tipp: Insektenstiche schnell versorgen
Zur Linderung des Juckreizes nach Insektenstichen stehen im Wesentlichen drei Optionen zur Verfügung:
- Die physikalische Kühlung mit Kühlpads. Alternativ gibt es ein breites Sortiment an kühlenden Gels und Stiften mit beruhigenden Inhaltsstoffen wie essigsaurer Tonerde, Arnika oder Kamille.
- Die Zerstörung des Gifts durch punktuelle Hitzeanwendung (~51 °C). Durch die lokale Überwärmung werden Juckreiz und Entzündungsreaktionen effektiv reduziert.
- Die lokale Anwendung von Antihistaminika. Sie werden meist in Form von kühlenden Gels angeboten, teilweise auch in Kombination mit Lokalanästhetika.
Sonnenbrand lindern
Die Intensität der Sonnenstrahlung wird besonders in den ersten Urlaubstagen oft unterschätzt, was nicht selten zu einem schmerzhaften Sonnenbrand führt. Après-Sun-Pflegeprodukte mit Dexpanthenol, Allantoin oder Aloe vera unterstützen die Haut bei der Regeneration. Bei starkem Juckreiz oder einer Sonnenallergie können zusätzlich Antihistaminika lokal oder systemisch angewandt werden.
Magen-Darm-Beschwerden im Urlaub
Bei Personen, die im Urlaub zu Verstopfung neigen, können die Darmtätigkeit mit Macrogolen oder löslichen Ballaststoffen (Pektine, Inulin, Guar) angeregt werden. Zur raschen Darmentleerung können kurzfristig auch klassische Laxantien wie Bisacodyl, Sorbitol oder Glycerinzäpfchen verwendet werden. Bei starkem Durchfall ist es immer wichtig, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Zusätzlich kann bei Bedarf Loperamid (ab 12 Jahren) zur schnellen Stopfung des Durchfalls eingesetzt werden. Beachten Sie jedoch, dass Loperamid nicht bei hohem Fieber oder blutigen, schleimigen Stühlen angewendet werden sollte. Für milde Verlaufsformen und Kinder sind Adstringenzien oder Probiotika eine gute Empfehlung.
Gegen Reiseübelkeit vorsorgen
Bei Reiseübelkeit und Erbrechen werden oft Antihistaminika eingesetzt. Wenn Sie anfällig für Reiseübelkeit sind, sollten Sie das Präparat etwa 30 Minuten vor Reiseantritt einnehmen. Die Wirkung hält normalerweise 3-6 Stunden an. Für den Akutfall eignen sich besonders schnell freisetzende Arzneiformen wie Kaugummis und Kautabletten, die innerhalb von zehn Minuten wirken. Beachten Sie, dass nach der Einnahme kein Fahrzeug geführt werden sollte, da diese Präparate eine sedierende Wirkung haben können. Eine gut verträgliche Alternative sind Ingwer-Präparate. Es gibt auch interessante Studiendaten zum Einsatz von hochdosiertem Vitamin C gegen Reiseübelkeit. Es wird empfohlen, 30 Minuten vor Reisebeginn hochdosierte Kautabletten oder Kaugummis mit 3 x 1.000 mg Vitamin C einzunehmen.
Bei Schmerzen und Fieber
Als Schmerzmittel eignen sich Ibuprofen oder Paracetamol. Auch für Kinder und Säuglinge sollten solche Analgetika in Form von Säften oder Zäpfchen in der Reiseapotheke enthalten sein. Plötzliche Klimaveränderungen, starke Sonnenexposition, Höhenluft oder Klimaanlagen können häufig gerade in den ersten Urlaubstagen zu Kopfschmerzen, fiebrigen Infekten oder Muskelverspannungen führen.
Eine gut ausgestattete Reiseapotheke kann dazu beitragen, unvorhergesehene Gesundheitsprobleme während des Urlaubs zu bewältigen und den Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Denken Sie daran, dass die konkrete Zusammenstellung der Reiseapotheke individuell und abhängig von Ihrem Urlaubsziel, Ihren geplanten Aktivitäten und Ihrem Gesundheitszustand sein sollte. Konsultieren Sie bei Bedarf Ihren Arzt oder Apotheker, um sicherzustellen, dass Sie die richtigen Medikamente und Verbandsmaterialien für Ihre Reise dabei haben.